Freitag, 25. April 2014

Yeni - Istanbul

Etwa 80 km westlich von Zonguldag hatte ich im Dunkeln ein Hotel bezogen. Abends gabs in der Bar Livemusik. Der Solo-Interpret, mit seinem melancholisch-theatralischem Gesang, hört sich für meine Ohren irgendie immer gleich an, die örtliche "Dorfjugend" kommt allerdings in Fahrt - könnte aber auch am Alkohol liegen :-).

Am nächsten Morgen stelle ich fest, warum das hier Beach-Hotel heißt, da kam also auch das Rauschen her! Ich kann von meinem Hotelbalkon aus fast ins Meer spucken - lasse ich wegen steifer Brise besser :-).

Auf der Fahrt Richtung Istanbul versteckt sich das Meer später allerdings im Nebel, weshalb ich ein bischen weiter landeinwärts fahre. Vorbei an kilometerlangen Haselnussplantagen und Maulbeebäumen? Wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich nicht meinen, in der Türkei zu sein, die Landschaft bzw. Vegetation ist der in Deutschland sehr ähnlich.
Ca. 30 km vor meinem Ziel in der Innenstadt fängt Istanbul an.
Der Verkehr nimmt rapide zu und bald geht nichts mehr - fast nichts.
Jede Lücke wird genutzt, Hupe links Hupe rechts. Es ist erstaunlich, wie wie gut dieses Chaos funktioniert. Artig in der Reihe fahrend, schaue mir das Spiel eine Weile an, bevor ich beschließe, auch Mopedfahrer zu sein :-) :-) :-) - das macht ja fast noch mehr Spass als die Kurven am Meer!
Die Fahrer drängeln und Hupen, was das Zeug hält aber lassen sich gegenseitig dann doch rein oder bremsen ab. Einzig die Dolmusfahrer sind gefährlich, die halten immer noch ein bischen länger drauf.
Die Überquerung des Bosporus mach ich wieder mit der Fähre, hat irgendwie was Besonderes - Europa hat mich wieder!
Die Hoteladresse von HRS stimmt nicht. - Ich glaub, das machen die extra, erst wenn man verbindlich bucht, ist die Adresse plötzlich die richtige... Nach vergeblicher Sucherei zu Fuß mit Absagen oder zu teuren Zimmern, bin ich ins Internetcafé und hab über HRS ein Zimmer mit Parkplatz gebucht - zehn Minuten später stehe ich vor der richtigen Adresse! Tokapi-Palast, - Hagia Sophia, Blaue Moschee - alles fußläufig erreichbar!
Bei der Frage nach dem Parkplatz werden kurzerhand die Sessel in der Lobby zusammengerückt und ich fahre das Motorad über eine eilig herangeschaffte Rampe ins Hotel!!
Na das ist mal nen sicherer Parkplatz - die Türken sind eben  pragmatisch!

Kurven!

Bevor ich fahre, laufe ich dem Schuhputzer über den Weg - na, den hab ich schon länger nötig!







Dann Sinop - Kurven - Kühe - Kurven - Hunde - Kurven - Bartin!
Etwa 400 km ununterbrochene Kurven - echt ge...!
Das wars schon fast, kleine unauffällige Städtchen und Dörfer an der Küstenstraße, Amasra etwas hübscher als die anderen.

In Bartin wollte ich eventuell
übernachten, aber der Ort war schon wieder vorbei, ohne, dass ich die Innenstadt auch nur erkennen konnte - was solls, fahren wir einfach weiter.
Zonguldag ist eine größere Stadt und hat ein noch größeres "Nebelproblem" - blos weg hier! Diese Gegend ist für Kohleabbau bekannt - man riechts!
Der Weg entlang der Küste wird immer schlechter - teilweise ist der Asphalt nicht mehr zu erkennen, riesige Schlaglöcher tun sich auf. Wenn man es gerade gar nicht gebrauchen kann, weil die Straße besonders schlecht ist und man langsam fahren muss, kommen diese Köter angerannt und versuchen einen zu beißen. Na wartet - heute hab ich mir eine neue Strategie ausgedacht (das Mopped hinklatschen ist auf Dauer zu unangenehm). Keine Reaktion zeigen und ruhig weiterfahren, wenn sie dann nah genug dran sind, plötzlich gezielt zutreten. So'n großer verwilderter Schäferhund - ha, der kommt so schnell nicht wieder!!! Die anderen scheinen was zu ahnen und bleiben auf Distanz - so ist's recht.
- Sorry an alle Hundefreunde - aber diese Hunde sind echt eine Plage.

Donnerstag, 24. April 2014

Tokat - Samsun - Sinop

Bevor ich abfahre, winkt mich der benachbarte Juwelier zu einem Cay in seinen Laden. Er sei auch Motorradfahrer und habe schon 16 Länder mit dem Motorrad bereist. Nein, Navi mag er nicht, er könne doch nach dem Weg fragen - stimmt, geht auch!
Nach den üblichen Fragen - wie groß - wie schnell - wie teuer - Verbrauch?, verabschieden wir uns.


Vorbei an Schafen, Kühen und Ziegen, komme ich in Samsun nun ans Schwarze Meer - etwas diesig heute. Ansonsten ist Samsun eine große Stadt - geschäftig und unauffällig.

Im Reiseführer steht, dass die Städte an der Schwarzmeeküste sich gerne im Nebel verstecken - also ich finde, der Nebel riecht nach Smog! Na ja, weiter hinten in der Altstadt geht mehr Wind, hier riechts nicht mehr. Sinop ist ein kleines Küstenstädtchen, bis auf ein paar alte verfallene Holzhäuser kann ich nichts Auffälliges erkennen - doch, die scheinen hier auf Süßwaren zu stehen, jede Menge Konditoreien mit lecker aussehenden Torten und Gebäck.


Ali Pasha Hamami!!

Von Basak Köyü nach Norden gehen die sanften, wie mit Samt überzogenen Berge und Hügel in weites Hochland über. Gesäumt von mächtigen Bergketten wirkt der kräftige, kalte Wind auf auf bis zu 1.700m ungastlich. Nördlich von Sivas wird das Land langsam grüner, erste Bäume zu wachsen, erst kurz vor Tokat wird es auf 600m wieder etwas wärmer. Auf der Suche nach einem Hotel fällt mir ein Gebäude mit hübschen
Kuppeln auf - dass muss ein altes Hamami sein, sieht interessant aus.
Erst einchecken mit Händen und Füßen und dann zum Hamami!

Keine Ahnung, was mich erwartet, niemand spricht Deutsch oder Englisch. Mit dem Hamamtuch bekleidet gehe ich erst einmal rein und mache, was die anderen machen.
Neben ein Marmorbecken setzen und sich mit heißem Wasser abwaschen - ok. Dann auf den heißen Marmorsockel legen und aufwärmen, die Männer schrubben sich gegenseitig kräftig mit Seife ab - soll ich fragen, ob die mich auch...?
Ich gehe in die Sauna, schwitzend palavern hier die Männer, machen Witze und nicken mir freundlich zu "Alemaca?" - "evet", nachdem meine 8 Minuten fast rum sind (ja, ich habe meine Uhr mitgenommen :-)), winkt mich der Bademeister raus. Er weist mir ein Becken, neben das ich mich setzen soll. Schwungvoll klatscht er mir mit einem groben Handschuh auf den Rücken und schrubbt mich dann von oben bis unten ab - Abspülen - Abseifen - Abspülen - gut, dass ich nicht gefragt hab...
Auf einem Marmortisch werde ich nun mit Öl durchgeknetet und hinterher nochmal abgeseift - noch einen Klaps auf den Rücken - "Tamam!"
Wow, so sauber war ich aber schon lange nicht mehr - jezt bin ich platt.




Mittwoch, 23. April 2014

Dorfleben in Basak Köyü

Beim Plausch über die anstehende Türkeireise, bietet Ismail, mein netter Kollege aus Wuppertal mir an, doch bei seinen Verwandten auf dem Dorf zu übernachten - hier könne ich mal das richtige Dorfleben sehen.

Bevor ich jedoch in das Dorf komme, steht noch ein kleines Abenteuer an:
In der Nähe von Kayseri sehe ich von der Straße aus, Steelen auf den Hügeln nebenan - Stonehenge in der Türkei? - das muss ich mir ansehen!
 Der Weg, den ich gewählt habe ist tückisch, hinter einer steilen Kuppe lauert ein tiefes Matschloch, ich kann zwar noch ausweichen, aber das Hinterrad rutscht hinein...
Was anfänglich harmlos aussah, entpuppt sich als größeres Problem. Die ganze Fuhre wiegt schätzungsweise 300 kg, da ist mit hochziehen nicht viel... Nachdem ich das Gepäck abmontiert habe, rutscht  die Kiste immer weiter in den Schlamm. Abseits der Straße ist Hilfe fern... Es folgen stundenlanges Schleppen von Steinen und Gestrüpp um das Motorrad erst einmal erreichbar zu machen. Schließlich kommen doch noch Fremdenführer mit Allradautos, auf dem Weg zu einem Sightseeing, die drei Fahrer steigen kurzerhand aus und zerren gemeinsam mit mir die Karre aus dem Dreck - Tescheküreler!!

Die Steelen entpuppen sich übrigens als modernes Kunstwerk, mit einem mir nicht verständlichen Hintergrund. Zu guter Letzt versuche ich auf dem Schotterweg einem dieser großen verwilderten Hirtenhunde auszuweichen und leg mich nach allen Regeln der Kunst auf die F... - so ein Mist! Der Köter sucht zumindest sofort das Weite, ich war so geladen, den hätte ich mit blossen Händen zerlegt (glücklicherweise musste ich das nicht unter Beweis stellen).
Na ja - wie war das noch, wer macht die Gefühle? Ok, happy sein!

Der Schaden hält sich in Grenzen: Sturzbügel verbogen, Koffer verbeult, Schrammen auf Handprotektor und Windschild und ne Schramme am Knie.
Für heute hab ich aber genug von Schotterpisten! Jetzt aber auf nach Basak Köyü, die erwarten mich schließlich dort.

Im Dorf angekommen ist es bereits dunkel, ich werde von Ismails Schwiegereltern und seiner Schwägerin "Cherry"? sehr herzlich aufgenommen.
Am nächsten Tag führt mich der Vater durch das Dorf, die meisten jungen Leute sind in die großen Städte oder ins Ausland gezogen. Neben den alten, einfachen Häusern zeigt er mir die neueren Häuser der Rentner, die hier ihren Lebensabend genießen.
In wunderschöner Berglandschaft ist das Leben für einige sehr einfach geblieben, der Esel hat hier als als Transportmittel noch nicht ausgedient.


Auch, wenn ich keinen Ton von dem verstehe, was sie erzählen, lasse ich mich gerne in die Welt der Männer mitnehmen - ab und zu rettet mich Cherry.

Die Familie ist so bemüht, dass sie mich gar nicht mehr gehen lassen will - ich bin gerührt - aber die Zeit ist begrenzt.
Vielen, vielen Dank an die ganze Familie und natürlich - Danke Isi!



P.S. - Der Beitrag von Aphrodisias war bislang nicht online, hatte sich irgendwie verhakt - jetz funktioniert er hoffentlich:  Aphrodisias

Kapadokien - zauberhaft!

 Die Anfahrt von Tarsun aus, beginnt regnerisch, aber von so ein bischen Dauerregen lassen wir uns doch nicht die Laune verderben. Auch nicht von dem Platten, der sich glücklicherweise erst nach dem Regen einstellt. - Seine Laune macht man sich ja sowieso selber und nicht die Umwelt, also beschließe ich gute Laune zu haben :-) :-):-).
Der Straßenbelag ist auf den meisten Straßen derartig grob und unregelmäßig, dass ich erst meine, es sei mal wieder die Straße, die das Vorderrad so schwimmen lässt - bis ich es dann schnalle - ein Platten!! - weitab irgendeines Ortes, au weia...
Ok, jetz muss das sagenumwobene Flickzeug von BMW beweisen, was es kann. Der Kleber kommt mir zwar schon etwas trocken vor, aber was solls, ich hab ja keine Wahl.
Loch finden, aufreiben, Kleber dran, Stopfen rein, Überstand abschneiden, mit CO2-Kartuschen aufpumpen und....? - hält  :-). Bis Uchisar bzw. Nevsehir sind es keine 200 km mehr, das sollte wohl gehen.
Bei der Reparatur am nächsten Tag bei einem "Reifenfritzen" (Reifen heißt übrigend Lastik) stelle ich fest, dass der Kleber tatsächlich total alt ist, der Stopfen hat wohl auch ohne gehalten.

In Uchisar ist es inzwischen dunkel und ich habe Mühe die von Gudula und Günter empfohlene Unterkunft bei Almut Wegener zu finden, bis schließlich ein Taxifahrer weiß wohin - 300m weiter...


Das teilweise in die (jahrtausende?) alten Höhlen integriete, revonvierte Haus von Almut ist die perfekte Ergänzung des zauberhaften Kapadokiens.
Die kunstvoll ausgestatteten bzw. dekorierten Zimmer lassen einen in die Welt von 1001er Nacht eintauchen. Kein Luxushotel, sondern liebevolle, individuelle Gästebetreuung. - Danke Almut, Achmed, Ufuk -Tan und Kinder!

Tief in den Berg geschlagene Räume, Wohnungen und ganze Städte können bewundert werden. Nur eine Teil davon ist bislang touristisch erschlossen. Die Ursprünge gehen bis ca. 8.000 vor. Chr. Mit ausgeklügeltem Belüftungs- und Bewässerungssystemen, vielen Stockwerken und Schächten bis 85m tief, waren sie über Jahrtausende eine sichere Fluchtburg vor Verfolgung, Raub und Plünderung. Zwischen 3.000 und 50.000 Menschen sollen darin gelebt haben!
Eine Gruppe georgischer Wissenschaftler, die auch bei Almut übernachten, sind überzeugt, dass ihre (vorchristlichen) Vorfahren aus dieser Gegend stammen.

 Die Erosion, die diese Felsenlandschaft geschaffen hat und durch die Aushöhlung beschleunigt wird, geht unvermindert weiter und legt so nach und nach die Felsenhöhlen frei.

Bei meiner "Motorradwanderung" durch eines der nicht erschlossenen, schluchtartigen Täler lasse ich mich von der Landschaft und den unzähligen Höhlen verzaubern.
 










Freitag, 18. April 2014

Alanya-Anamur-Tarsun


Richtunf Süd-Ost werden die Fereienalnagen immer weniger und die Küdstenladschaft kann wieder genossen werden - türkisblaues Wasser - schöne Strände - (fast) einsame Buchten.
An der südlichsten Spitze der Türkei, Kap Anamur, vorbei verläuft die herrliche Küstenstraße. Zum Teil ist sie allerdings stark begradigt und verbreitert - für den Fernverkahr sicher eine Verbesserung - für Moppedfahrer nicht :-). Trotz Beschwerden des Allerwertesten kann ich vom Kurvenfahren einfach nicht genug bekommen. Für die neue Straße werden Berge versetzt, ordentlich abgeholzt, Tunnel gebohrt und auch schon mal ein Strand zugekippt.

In Silifke komme ich mit einem Deutsch sprechenden, türkischen Ehapaar aus Berlin ins Gespräch, die mir raten mein Knöllchen doch besser innerhalb von 15 Tagen zu zahlen, dann bekäme ich einen Rabatt. Die Einzahlung könne man an jeder Post (PTT) machen. Ok, morgen also zur nächsten Post gehen...

Da ich in Mersin kein günstige Hotel finden kann, fahre ich trotz Dunkelheit kurzerhand weiter Richtung Kapadokien, irgendwann wird schon ein kleines Hotel kommen. Aufpassen muss man nur auf die LKW-Fahrer, die scheinen im Dunkeln noch halsbrecherischer als tagsüber zu fahren.

In Tarsu finde ich so eine Art nobele Jugendherberge. "Otelcilik" heißt lt. Google "Gastfreundschaft" - stimmt, die sind echt nett hier!

Morgen mehr!